Rituale und Rhythmen für ein entspanntes Familienleben

Tipps für mehr Gelassenheit in der Erziehung mit Hilfe von Ritualen.

Nudeln, Nudeln und nochmal Nudeln. Jeden Tag den gleichen Pulli tragen? Immer nur ein und dasselbe Spiel spielen? Warum nicht! Pädagogen, Psychologen und Soziologen raten Eltern zu mehr Gelassenheit in der Erziehung. Kinder mögen nicht nur Familien-Rituale, sie brauchen auch ihre eigenen. Durch gemeinschaftliche und individuelle Rhythmen wird der Alltag für alle viel entspannter und die Entwicklung des Nachwuchses gelingt spielerisch und kinderleicht.

Warum sind Rituale für Kinder richtig und wichtig?

Ob Schäfchen zählen vorm Mittagsschlaf, gemeinsames Abendessen mit der ganzen Familie oder das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte – Rituale vermitteln Kindern ein Gefühl der Sicherheit, der Verlässlichkeit und ganz wichtig: ein Gefühl der Geborgenheit! Wiederholungen schaffen Orientierung und Ordnung. Sie stärken die Eltern-Kind-Beziehung und fördern die Selbstständigkeit des Kindes. Die Kleinen erlangen dadurch Freiheit und Selbstvertrauen.

Rituale…

  • vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, Verlässlichkeit und Geborgenheit
  • schaffen Orientierung und Ordnung
  • stärken die Eltern-Kind-Beziehung
  • fördern die Selbstständigkeit des Kindes
  • geben Freiheit und Selbstvertrauen


Rituale stärken die Eltern-Kind-Beziehung und das „Wir“-Gefühl

Pädagogische Studien belegen, dass Rituale die Eltern-Kind-Beziehung festigen und das „Wir“-Gefühl stärken. Das kann zum Beispiel der Austausch von den Neuigkeiten des Tages beim gemeinsamen Abendessen sein oder eigene Festtags- und Geburtstagsrituale. Um sich in der Welt zurechtzufinden, brauchen Kinder laut Diplom-Pädagogin Hannelore Kleemiss, gemeinsame Rituale und konstante Bezugspersonen. „Rituale sind Anker und sie haben Signalcharakter.“ Innerhalb des Tagesablaufs würden sie eine grosse Rolle spielen. Wiederholungen sorgten dafür, dass wichtige Situationen in Worten, Gesten oder Handlungen und nach einem wiederkehrenden Muster erfolgen würden.

Forschung untermauert positiven Effekt von Ritualen

Die neurowissenschaftliche Forschung untermauert den positiven Effekt von Ritualen. „Rituale geben insbesondere Kindern Geborgenheit und Sicherheit“, erläutert Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, den Nutzen von wiederkehrenden Handlungen. Regelmässige Wiederholungen würden als Verlässlichkeit erlebt, die Welt gestalte sich vorhersagbarer und Ängste reduzierten sich dadurch.

Neben der Vereinfachung alltäglicher Abläufe „lassen Wiederholungen Kinder schneller lernen“, konstatiert Hans Bertram, Professor für Mikrosoziologie von der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Kleinsten würden dadurch auch schneller selbstständig.

Individuelle Rituale fördern die persönliche Entwicklung des Kindes

Doch nicht nur Familienrituale sind für Kinder von grosser Bedeutung. Ihre eigenen Rhythmen und Gewohnheiten sind für ihre persönliche Entwicklung ebenso wichtig.

„Die ganz eigenen Rituale und Rhythmen von Kindern sind ein bedeutsamer Ausdruck ihrer Ziele und Bedürfnisse“, ist sich André Stern, französischer Journalist und Referent für Familienthemen, sicher. In seinem Buch „Die Rhythmen und Rituale unserer Kinder: Vom Reichtum, der von innen kommt“ geht er den Gewohnheiten von Kindern auf den Grund. Kinder wüssten selbst, was gut für sie ist. Sterns Credo: Lasst Kindern ihren Wachstumsimpulsen in ihrem eigenen Tempo folgen. Also wenn Ihr Kind sein Rennauto nicht aus der Hand legen will oder seine Gummistiefel tragen, auch wenn es nicht regnet, dann lassen Sie ihm die Freude. Versuchen Sie Ihr Kind nicht in ein Muster zu pressen. Die Faszination des „eigenen Kopfes“ kann ein guter Lehrmeister sein. Das nötige Vertrauen aufzubringen sei für Eltern und den Nachwuchs wichtig.

Davon ist auch „Super Nanny“ Katharina „Katia“ Saalfrank überzeugt. Die Diplom-Pädagogin setzt auf eine bindungs- und beziehungsorientierte Erziehung. Sie plädiert dafür, dass Eltern das Verhalten ihres Kindes lesen lernen. „Rituale sind dynamische Prozesse, sie ändern sich zum Beispiel mit dem Alter der Kinder“, erklärte die TV-Expertin im Interview. Zudem machen Rituale für sie nur Sinn, wenn sich alle damit wohl fühlen.

Diese Rituale können den Familien-Alltag strukturierter und schöner machen

Das Morgenritual

Starten Sie fröhlich mit Ihrem Kind in den Tag. Ein schönes Morgenritual könnte zum Beispiel 5-Minuten-Power-Kuscheln im Bett sein oder hören Sie die Lieblingsmusik Ihres Kindes beim gemeinsamen Frühstück.

Das Zahnputz-Ritual

Tränen beim Zähneputzen müssen nicht sein. Reinigen Sie die Zähne gemeinsam und gestalten Sie die Zahnpflege für Ihren Liebling wie ein Spiel. Mit lustigen Liedern im Hintergrund fällt es vielen leichter und der Rhythmus der Musik hilft den Minis bei der richtigen Putztechnik.

Das Abschiedsritual

Egal ob Kita- oder Grundschulkind, manchen fällt der Abschied von den Eltern richtig schwer. Ein liebevoller Abschiedsgruss wie ein Eskimokuss, bei dem man die Nasen sanft aneinanderdrückt, kann vielen das Auf-Wiedersehen-Sagen erleichtern.

Das gemeinsame Essen

Für das „Wir“-Gefühl sind gemeinsame Mahlzeiten besonders wichtig. Neben dem Hunger kann am Esstisch nämlich auch der Wissensdurst gestillt werden. Lassen Sie Ihre Kinder erzählen, was sie den Tag über erlebt haben und berichten Sie ebenfalls über Ihre Erlebnisse. Beim gemeinsamen Essen lässt sich auch wunderbar voneinander lernen. Der Gebrauch von Besteck und Tischmanieren lassen sich ganz einfach von Mama, Papa oder Geschwistern abschauen.

Die Gute-Nacht-Geschichte

Das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte vor dem Schlafengehen ist für Kinder nicht nur beruhigend. Es wirkt sich auch aus wissenschaftlicher Sicht positiv aus. Denn der Nachwuchs, dem regelmässig vorgelesen oder Geschichten erzählt wurden, tut sich beim Schreiben und Lesen in der Schule leichter.

Rituale für besondere Zeiten

Jede Jahreszeit hat seinen Zauber. Das liegt auch an den schönen Feierlichkeiten, die wir mit unseren Kleinsten feiern können. Verkleiden Sie sich mit Ihren Kindern an Karneval, bemalen Sie Eier mit ihnen für den Osterhasen und erfreuen Sie sich an den leuchtenden Kinderaugen, wenn das Christkind die Geschenke unter den Tannenbaum gelegt hat, und staunen Sie an Silvester mit Ihren Minis über buntes Feuerwerk und funkelnde Wunderkerzen.

Durch lieb gewordene Familienrituale werden alle Feste zu etwas ganz Besonderem.

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